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202201151010 Unehrlichkeit bei Leinis Vermittlung

Ich will nichts von dir, Bambino, aber ich will, daß du mir reinen Wein einschenkst – und das volle Glas.1)

Lëini war extrem hartnäckig und erziehungsresistent beim Zerstören von Wohnungseinrichtung und Pflanzen. Das hat mir A. völlig verschwiegen. Als ich ihn nach der Vermittlung darauf ansprach, sagte er mir seelenruhig, dass dies ein bekanntes Problem bei solchen Hunden ist und sie das bei ihm ebenfalls getan hat. Bei ihm habe sie nach zwei Wochen aufgehört.

Lëini hat einen normalen Jagdtrieb. Sie stöbert nicht wie ein Viszla oder Deutsch Drahthaar ohne Unterlass nach Spuren, um sie zu verfolgen. Tauben und Krähen will sie aber jagen, sieht sie Hasen will sie hinterherrennen, ist sie einmal im Jagdtrieb, fängt sie das Stöbern nach Spuren an. Hat sie draußen etwas Fressbares gefunden, ist sie an diesen Stellen für ca. eine Woche nur noch auf der Suche. A. hat meine Frage “Hat sie Jagdtrieb” mit “Null!” geantwortet. Ich weiß nicht, wie sie sich entwickelt hätte, wenn ich nicht von Anfang an Antijagdtraining gemacht hätte (in einem Sommer jeden Tag).

Lëini hat eine gewöhnliche Futteraggression gehabt. Einzelne Futterstücke, Kauartikel usw. hat sie mit intensivem Abschnappen verteidigt. Sie hat sich nie festgebissen oder so zugebissen, dass ich mehr als Kratzer gekriegt habe. Aber jeder, der Futteraggression kennt, weiß, dass man dem Hund hier keinen Erfolg geben darf. Menschen, die in so einer Situation Angst haben, können dieses Verhalten verstärken, indem sie auf die Aggression hin Abstand suchen. Weiß man nicht, wie man dieses Problem behebt (als Anfänger weiß man das gewöhnlich nicht), kann sich daraus, je nach Hund, sehr schnell eine starke Ressourcenaggression bilden: Spielzeug, Ruheplätze (z.B. Sofa), sogar man selbst (oft als Eifersucht aus Zuneigung missverstanden). A. hat mir das völlig verschwiegen. Lëini ist ein extremer Hund und hat zwischendurch auch versucht meine Freundin vom Sofa zu vertreiben.

Lëini hat einen extremen Außenfokus (gehabt). Alle Außenreize haben sie voll eingenommen. Sie ist mir auch bestimmt 15 Mal weggelaufen. Sie hat sich für alles interessiert, aber für mich nicht. Ich habe A. ausdrücklich und durch die Blume gesagt, dass ich sowas nicht will:

  1. “Das Wichtigste ist mir der Freilauf. Solange der Hund, aus eigenem Interesse innerhalb von 10-15m bei mir bleibt, ist alles gut.”
  2. “Ich bin der Schäferhundetyp. Ich mag es, mit dem Hund zu herumzulaufen und auch aktiv etwas zu machen. Ich mag es, wenn der Hund sich auf mich bezieht.”
  3. “Wie lange dauert es mit ihr, bis ich sie im Freilauf führen kann?”

Als Antwort auf die letzte Frage wollte ich natürlich keine exakte oder gar verlässliche Angabe haben. Seine Antwort war: “Ich hole Mal die Glaskugel raus. Mit ihr? 2–3 Monate.” Er hat mir als bedeutet, dass es mit ihr besonders leicht wäre, das zu erreichen. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Der Freilauf war mit ihr besonders schwer. A. hat mich also durch Täuschung angelogen.

Lëini hat eine extrem hohe Energie. Ein Tag hat mir dabei besonders die Augen geöffnet: Wir haben morgens eine Stunde gearbeitet (Zerren, Tricks, Apportieren) und das Gleiche haben wir Mittags gemacht. Es war also extrem viel (zu viel im Nachhinein betrachtet, aber Versuch macht klug). Abends habe ich dann mit ihr bloß eine kleine Runde in Feld und Wiesen machen wollen. Wir haben da zwei Hunde getroffen. Einen ungewöhnlich schlanken und sportlichen Cane Corso (sieht aus wie ein Pit Pull Mix) und einen jungen (<2 Jahre alt), ungewöhnlich schlanken Vizsla. Beide hat sie an diesem Abend noch platt gemacht: Sie hat sie beim Laufen und Raufen zur Aufgabe gezwungen. Ich will nicht wissen, wie athletisch sie gewesen wäre, wenn sie nicht das erste Jahr ihres Lebens im rumänischen Tierheim verbracht hätte. A. hat mir lediglich gesagt, dass sie “richtig Bock, was zu machen” hätte. Zusammen damit, dass anfangs überhaupt nich klar war, ob sie überhaupt Freude an der Zusammenarbeit mit Menschen hat, werte ich das als Beschönigung. Sie war einfach völlig überdreht.

Lëini hat anfangs extreme Probleme mit Kindern gehabt. Ihre Reaktivdistanz war ca. 20–30m. Ab hier hat sie je nach Verhalten der Kinder angefangen zu mit Defensivaggression zu reagieren: Bellen, Scheinangriffe (in die Leine) und so weiter. A. hat mir dieses Problem verschwiegen.

Zitate zu ihren Problemen

Da hätte ich aufgegeben. (Malinois-Besitzerin nach Erzählungen von mir)
Sascha, ich wollte damals nichts sagen. Aber als ich dich die ersten Male mit dem Hund gesehen habe, dachte ich: “Dem kannst du nur noch mit Einschläfern helfen.” (Nachbar mit Golden Retriever)
Das hätte ich nur ein paar Wochen gemacht und dann hätte ich die wieder abgegeben. (Nachbarin mit Golden Retriever)
Mein Limit wären sechs Wochen gewesen oder so. Mehr würde ich mit ihm nicht schaffen. (Nachbarin mit Viszla)
Ich stehe hier mit Sascha und dem wilden Hund. (Hundebekannter und Schäferhundbesitzer)
Das ist echt unglaublich, wie hartnäckig, die es versucht. Das habe ich noch nie so gesehen. (Hundebekannte, Labradorbesitzer, reagiert darauf, wie oft ich sie beim Graben abbrechen muss)
1)
Quindt, W. (1978). Bambino. Hamburg: Deutscher Literatur Verlag. S.222.
leini-a-unehrlichkeit.1642246989.txt.gz · Last modified: 2022/01/15 12:43 by sascha